Die Welt ist Gottes Werk, Keli sein Gefäß (Leben im Diesseits und Jenseits)

 



Die Welt ist Gottes Werk, Keli, 20-30-10, sein Gefäß. Der Weg der Einswerdung führt durch diesen Raum. Gott gibt der Welt ihre Struktur – sie ist zugleich die des Menschen, des Adam Kadmon. Der Mensch, vollkommen in all seinen Phasen, ist bereits bei Gott in der Olam Azilut. Gott aber führt ihn durch die Welten hinunter in diese äußerste Welt. Aber schon in der zweiten Phase der Konkretisierung, schon in der Olam Jezira, in der Sphäre des zweiten Tages also, wenn Rakia und die Namen Gewura und Din entstehen, erweist es sich, dass der Mensch bei seinem Abstieg unfähig ist, das ihm gemachte Geschenk anzunehmen. Es ist zu groß für ihn. Die überwältigende Liebe übersteigt sein Fassungsvermögen. Das nennt die Überlieferung Schewirat Kelim, 300-2-200-400 20-30-10-40, das „Brechen der Gefäße“.

Weiter erklärt sie, dass das Licht aus den Augen des Adam Kadmon dazu bestimmt ist, die Kelim zu füllen. Die Kelim ertragen es jedoch nicht und brechen. Alle Kelim gehen in Scherben, und dabei zerbricht das ganze Schöpfungssystem. Sowohl die Scherben der Gefäße als auch ihr Inhalt stürzen in unendlicher Vielfalt hernieder. Es sind Scherben des Lichts, das nun keine umfassende, die Ganzheit bewahrende Umhüllung mehr hat, es sind die „Funken“. Nizuzim, 50-90-90-10-40.

Dies alles ereignet sich immer wieder in allen Phasen, in allen Sphären, und so dringt die unermessliche Vielfalt bis in die unterste Welt. Dort sind die Funken mit den Scherben aller Ordnungen gemengt.

Dereinst, am Ende der Tage, wird das Licht, wie es von der Stelle über den beiden Augen aus der Stirn des Adam Kadmon hervorbricht, alles wieder vereinen, es wird die Funken wieder einsammeln und die Scherben zusammenfügen. Dann werden es die heilen Gefäße fassen können.

Warum aber brechen sie? Warum hält der Mensch die Liebe nicht aus, so dass er selbst, wie seine ganze Welt, zerbricht? Zeigt das nicht, dass die Liebe Gottes tatsächlich jedes Fassungsvermögen übersteigt, dass sie von Anfang an den Menschen und die Welt überwältigt? So wird auch im Hohelied beschworen, die Liebe nicht zu erwecken, bevor nicht wirklich gewollt ist (3, 5 und 8, 4) und erklärt, diese Liebe sei so stark wie der Tod (8, 7).

Führt die Entfernung von Gott, die Entwicklung, nicht zwangsläufig zu jener unendlichen Zersplitterung, so dass sich der Mensch verzweifelt fragen muss, ob aus diesem Chaos jemals Einheit werden kann? Er wird sich der Verbannung, Galut, bewusst und erkennt, dass nur das unmöglich Scheinende die Einheit wiederherstellen kann: Sein Rufen zu Gott und Gottes Antwort darauf.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vorwort

Die Bibel erzählt uns, dass Diskontinuität herrscht (Schöpfung im Wort)