Die alten Geschichten erzählen eindringlich von Weltuntergängen: immer wieder geht die Erde aus den Untergängen hervor (Leben im Diesseits und Jenseits)
Die alten Geschichten erzählen eindringlich von
Weltuntergängen: immer wieder geht die Erde aus den Untergängen hervor, unter
anderen räumlichen und zeitlichen Bedingungen. Das Weltall erhält sogar, wie es
scheint, eine andere Struktur; neue Sterne erscheinen, alte verschwinden. Die
Erscheinung des Menschen ändert sich, er sieht anders, er versteht anders. Im
Traktat Erubin (Babylonischer Talmud, Seite 53 a), wird zum Beispiel erzählt:
„Das Herz der früheren Alten war so weit wie die Tore großer Hallen, das der
späteren Alten wie die Türen von Sälen, das unsere aber ist wie ein Nadelöhr“.
Die Verwüstung der Wohnung Gottes durch den König von Babel,
den König der Welt der Verwirrung (Babel heißt Verwirrung, Verwüstung) – was
bedeutet das? Dass die Welt durch die Verwüstung schlagartig ihr Angesicht
ändert, dass Vergleiche nicht mehr möglich sind. Als Folge des Untergangs, so
erzählt die Überlieferung andeutend, sei die Erde damals 40 Parasangen weit aus
ihrer Bahn geschleudert worden. Weiß man um die Bedeutung der absoluten Zahlen,
so wird hier ein Ausbrechen angezeigt, ein Ausbrechen in eine ganz und gar
andere Erfahrung der Zeit. Damit gehen ein neues Raumempfinden und ein neues
Raumbewusstsein einher. Das allein macht bereits jeden Vergleich mit dem, was
materiell in Erscheinung tritt, unmöglich. Für die wissenschaftliche
Untersuchung sind diese früheren Mitteilungen irrelevant. Man untersucht eine
gewisse Frühzeit; die Geschichten aus oder über jene Zeit interessieren nicht.
Denn nur das jetzt Sichtbare, das gegenwärtig Erscheinende, gilt.
Von wie vielen Weltuntergängen erzählen solche Geschichten
der Alten! Wir kennen die Geschichte der Menschen im Paradies und vom Untergang
des Paradieses für den Menschen. Wir hören von Kains Vertreibung, vom
Weltuntergang im Geschlecht Enosch, wir erfahren vom Untergang in der Sintflut
und von einem Untergang mit der Haflaga. Wir hören von Sodom und vom Untergang
Mizraims. Die Überlieferung erzählt von Weltveränderungen, die Hungernöte
genannt werden, weil Hungersnot nichts anderes bedeutet, als ein Austrocknen
der himmlischen Botschaft. Wir hören, wie die alten Geschichten erzählen von
Veränderungen des Abstandes zwischen Himmel und Erde. Heißt das nicht auch,
dass Einsicht und Potenz der Menschen sich vollständig ändern? Die
Überlieferung spricht von zehn Hungersnöten und von zehn Veränderungen des
Abstandes zwischen Himmel und Ede. Mit der Zahl 10 will die Überlieferung
darauf hinweisen, dass es viele Änderungen und Untergänge gab. Ist doch die 10
die höchste Zahl im Aufbau der Zahlenreihe.
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